Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich das Ingenieurbüro meines Vaters übernahm – es war der Beginn des EDV-Zeitalters. In jener Phase bestand unser Team aus rund 25 Fachkräften, und die Bilanz wurde auf einigen DIN A4-Seiten zusammengefasst. Über die Bewertung halbfertiger Leistungen und den Fertigstellungsgrad sprach kaum jemand.
Einer der ersten Austausche mit unserem Steuerberater ist mir seither unvergessen: Mit einem charmanten Lächeln bat er mich unsere unfertigen Leistungen für die Jahresbilanz zu bewerten. Mein fragender Blick sagte mehr als tausend Worte, denn er erklärte mir: „Ganz einfach! Sag mir, wie viel ihr vorausgearbeitet habt, ohne dafür schon eine Rechnung gestellt zu haben.”
Dieser Moment legte den Grundstein für einen radikalen Wandel in der Bewertung unserer Projekte – denn ich erkannte schnell: In einer Welt, in der Zahlen den Takt angeben, genügen bloße Schätzungen nicht mehr. Diese Erkenntnis stellte den ersten Baustein für eine umfassendere, strategisch geprägte Herangehensweise dar.
Mit diesem Verständnis im Rücken, wollen wir nun genauer betrachten, was halbfertige Leistungen überhaupt sind – und warum ihre präzise Bewertung für den Erfolg eines Ingenieurbüros unerlässlich ist.
Heutzutage wissen die meisten Ingenieure, was halbfertige (oder auch unfertige bzw. teilfertige) Leistungen sind: Als unfertig geltende (Teil-)Leistungen, die bereits abgeschlossen sind, aber noch nicht als Forderung mit Rechnung gelegt wurden. Aus diesem Grund fehlt ihnen die sogenannte Verkaufsfertigkeit und sie gehen in die Jahresbilanz als halbfertige Leistung ein.
Ingenieure ebenso wie Architekten sind von Gesetz wegen dazu verpflichtet eine saubere Jahresbilanz zu machen. Als Teil der Projektbewertung muss auch der Fertigstellungsgrad evaluiert werden, um die halbfertigen Leistungen einzeln in die Bilanzierung einfließen zu lassen. Dabei ist darauf zu achten, dass die Bewertung verlustfrei, nachvollziehbar und vergleichbar zu den Vorjahren ist. Daumen-mal-Pi Schätzwerte, die jedes Jahr irgendwie erhoben werden, führen zu einem vermeidbaren Aufhorchen der Finanz. Eine sinnvolle Bewertungsmethodik ist allerdings nur eine der Herausforderungen, die ich allzu gut kenne.
Nach der Übernahme des väterlichen Ingenieurbüros wuchsen wir auf rund 80 Mitarbeiter an und mit ihnen die Zahl an Projekten ebenso wie jene an unfertigen Leistungen. Nach mehreren eher kläglichen Versuchen, den Fertigstellungsgrad unserer Projekte für die Jahresbilanz über den verhältnismäßigen Monatswert zu beurteilen, musste ich mir schließlich eingestehen, dass ich es nicht konnte: Ich war nicht in der Lage, unsere halbfertigen Leistungen seriös und objektiv zu bewerten. Und so wie es bis heute vielen Ingenieuren geht, sah auch ich mich gleich mehreren Herausforderungen gegenüber:
Schon bald wurde mir bewusst, dass diese Herausforderungen nicht nur die Bewertung der halbfertigen Leistungen erschwerte. Uns gingen auch verrechenbare Leistungen verloren, Rechnungen wurden immer mal wieder fehlerhaft gelegt, die Ressourcen- & Kapazitätsplanung war spürbar schwierig und eine objektive Einschätzung der Projekte sowie Fertigstellungsgrade schier unmöglich. Das war der Moment, als ich beschloss etwas zu ändern.
Die Bewertung unfertiger bzw. halbfertiger Leistungen nach dem Fertigstellungsgrad wirkt auf viele wie ein reines „Pflichtthema für den Jahresabschluss“, hat aber tatsächlich deutlich mehr strategische Relevanz. Warum das kein reiner Buchhaltungsprozess ist:
Mein Weg führt vom errechenbaren Pi-Mal-Daumen Ansatz über eine selbst entwickelte Software hin zur professionellen Business Lösung ingo365:
Als Freund von Erfahrungsaustausch und gemeinsamen Learnings möchte ich folgende 5 Tipps mit Ihnen teilen, die mir wirklich dabei geholfen haben, den Fertigstellungsgrad von Ingenieursprojekten zu bewerten:
In den letzten Jahren wurde ich immer wieder gefragt, was das Erfolgsgeheimnis unseres Ingenieurbüros ist. Ein wesentlicher Aspekt liegt in dem Moment, als ich erkannte, dass die Bewertung halbfertiger Leistungen weit mehr ist als reine Buchhaltung – sie bildet einen strategischen Kern unserer Entscheidungsprozesse.
Auch habe ich es mir als Geschäftsführer zur Aufgabe gemacht, unseren Mitarbeitenden optimale Arbeitsbedingungen zu bieten und Prozesse so zu gestalten, dass auch kleine Verbesserungsschritte einen nachhaltigen Effekt entfalten: Wo es uns gelang, einen Prozess um 5 % zu verbessern, wurde dieser Erfolg durch den Einsatz von 80 engagierten Teammitgliedern um das 80-Fache verstärkt.
Und so setzt unsere Business Software ingo365 zur Bewertung der halbfertigen Leistungen genau hier an: Mit wenigen Mausklicks erhalten wir einen objektiven Überblick in Echtzeit. Moderne Technologien ermöglichen uns nicht nur wirtschaftliche Transparenz, sondern legen auch das Fundament für nachhaltiges Wachstum.
Halbfertige Arbeiten sind jene Leistungen, die zwar bereits erbracht wurden, aus irgendeinem Grund jedoch noch nicht „verkauft“, also in Rechnung gestellt werden konnten. Wenn man so will, sind das die auf Lager liegenden, bereits erzeugten Produkte eines projektorientierten Unternehmens, wie eines Architektur- oder Ingenieurbüros (zum Beispiel teilweise fertiggestellte Planungsphasen eines Projektes).
BewertungHalbfertige (oder auch unfertige bzw. teilfertige) Leistungen müssen speziell in projektorientierten Unternehmen laufend bewertet werden. Ansonsten ist das kaufmännische Ergebnis innerhalb des Projektes aber auch des gesamten Unternehmens zum bewerteten Zeitpunkt nicht korrekt.
Bei der korrekten Bewertung ist zum einen zu ermitteln, wie hoch die bereits erbrachten Leistungen tatsächlich sind (etwa Stundenaufzeichnungen). Zum anderen, welchen tatsächlichen monetären Wert diese Leistungen für das Unternehmen aller Voraussicht nach erzielen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass keine Gewinn- oder Wagnisaufschläge etc. in dieser Bewertung enthalten sein dürfen. In der Praxis gestaltet sich aus diesen Gründen eine saubere Bewertung als für die Unternehmer oft sehr schwierige, wenn nicht fast unlösbare Aufgabe, die daher oft gescheut wird.
Nur speziell auf die Branche zugeschnittene, clevere Unternehmenssoftware ist daher tatsächlich in der Lage, dies unkompliziert zu leisten.
Position in der BilanzIn der Bilanz findet man diese Zahl bei den Erträgen unter der Rubrik "Veränderung des Bestands an unfertigen Erzeugnissen“.
Rolle von AnzahlungenBei erhaltenen Anzahlungen unterscheidet man genau genommen zwischen Teilrechnungen und Akontozahlungen. Akontozahlungen sind dabei Zahlungen für noch nicht erbrachte Leistungen, also tatsächliche Vorauszahlungen. Diese sind bei der Bewertung von halbfertigen Arbeiten nicht zu berücksichtigen, sondern beeinflussen lediglich die Liquidität des Unternehmens.
Sind dagegen Teilrechnungen erstellt worden, so sind sämtliche darin ausgewiesenen Leistungen natürlich keine halbfertigen Arbeiten. Das ist entsprechend bei der Bewertung dieser zu berücksichtigen.